Onlinetherapie – eine wirkliche Hilfe?
Das Problem bei konventionellen Therapien, d.h. mit regelmäßigen, persönlichen Treffen, ist, dass derzeit nicht der Bedarf abgedeckt ist. In Deutschland leiden mehr als 30 Prozent der Menschen an psychischen Erkrankungen. Der weitaus größte Teil wird nicht therapeutisch behandelt: Es spielen sowohl Entfernungen eine große Rolle, als auch organisatorische Bei anderen ist das Schamgefühl zu groß oder die Überzeugung, dass man es auch allein irgendwie schafft.
Dr. Nikolaus Malcop, Präsident der PTK Bayern, sagt dazu: „Das führt nicht nur zu persönlichen Leidensgeschichten, sondern auch zu einem volkswirtschaftlichen Problem. Denn viele psychisch Kranke sind über längere Zeiträume arbeitsunfähig“, so. Alternativen sind also gefragt und da kommen Onlinetherapien ins Spiel.
Wenn es eng wird
Außerhalb Deutschand´s haben sich Onlinetherapien schon erfolgreich etabliert. Zahlreiche Untersuchungen haben ergeben, dass sie zumindest kurzfristig bei bestimmten Erkrankungen effektiv ist: „Sie hilft gegen Angststörungen, posttraumatischen Belastungsstörungen, leichten Depressionen und körperbezogenen Störungsbildern“, erklärt Malcop.
Für den Einsatz des Internets bei psychologischen Behandlungen gibt es einige Vorteile wie etwa die Verfügbarkeit: „In manchen Fällen ist das Internet die einzige Möglichkeit Leute zu erreichen, zum Beispiel in Krisengebieten“, so Dr. Malcop. Zudem bietet das Internet mehr Anonymität und senkt die Hemmschwelle um an einer Therapie teilzunehmen. Eine Onlinebehandlung kann auch als Ergänzung zur Überbrückung von Therapieunterbrechungen oder als Nachsorge im Anschluss an einen Klinikaufenthalt sinnvoll sein.
Erschwerte Kommunikation
Risiken sollten jedoch nicht verschwiegen werden. Das Thema Datenschutz ist eines davon. Die oft sensiblen Daten dürfen nicht in falsche Hände geraten. So rät der PTK noch davon ab, psychische Probleme online oder per E-Mail zu erläutern.
Bei einer Kommunikation nur über das Internet können außerdem keine oder nur wenige nonverbale Merkmale wahrgenommen werden. Das erschwert die Erstellung einer Diagnose und somit auch eine erfolgreiche Behandlung.
Rat nur vom Arzt
Genau wegen solcher Nachteile, sei es wichtig, dass eine Onlinebehandlung unter Anleitung von ausgebildeten Therapeuten und Ärzten durchgeführt wird und auch nur eine Ausnahme bleiben soll, raten die Experten der PTK. „Aus therapeutischer Sicht ist die persönliche Therapie immer vorzuziehen. Nur wenn äußere Umstände wie schwere körperliche Krankheiten oder extreme Agoraphobien jemanden daran hindern, das Haus zu verlassen, würden wir gerne Onlinetherapien anbieten“, sagt Dr. Malcop.
Persönlichen Kontakt ist unersetzlich
Für viele Menschen in Deutschland ist es schwierig, Hilfe im Internet zu erhalten, denn aus rechtlichen Gründen werden Onlinetherapien in Deutschland kaum angeboten. Ab und zu besteht die Möglichkeit an Studien oder Modellprojekten teilzunehmen. Oft werden auch Probanden eingeladen, die auf Wartelisten für eine Psychotherapie eingetragen sind.
Allgemein wird aber jedem, der psychische Probleme hat, geraten, so schnell wie möglich persönlichen Kontakt zu einem Psychotherapeuten aufzunehmen. Leider ist es oft nur über eine Wartelisten möglich und dauert mehrere Monate, aber eine persönliche Beratung ist durch nichts zu ersetzen. Vertrauen Sie Angeboten im Internet nicht blind. Betroffene sollten vorsichtig abwägen, welche Daten sie für welchen Nutzen preisgeben wollen.
Ob und wann in Deutschland eine sicherere und effektive Onlinetherapie zur Verfügung stehen wird, ist noch nicht abzusehen. Zumindest erlaubt die PTK inzwischen in Ausnahmefällen eine unkonventionelle Therapie ohne persönlichen Kontakt durchzuführen. Wer Hilfe durch einen Arzt sucht, muss daher leider immernoch den persönlichen Kontakt wahrnehmen und hat keine anderen sicheren Alternativen.